GESELLSCHAFT GESTALTEN! SOZIALE NACHHALTIGKEIT DURCH DESIGN

Konferenz

Für alle, die sich mit Themen sozialer Nachhaltigkeit beschäftigen oder diese diskutieren möchten.

Die diesjährige Ausgabe der Konferenzreihe „Gesellschaft gestalten! Soziale Nachhaltigkeit durch Design“ widmete sich angewandten Lösungen und Beispielen aus der Praxis. Soziale Nachhaltigkeit im Design bedeutet, Fähigkeiten und Befähigungen von Menschen im Alltag und Arbeitsleben zu unterstützen und so die Wettbewerbsfähigkeit in Unternehmen zu stärken. Oftmals werden erst durch gestalterische Prozesse die verschiedenen Bereiche sozialer Nachhaltigkeit, wie Teilhabe, Selbstbestimmung, Chancengleichheit oder gesellschaftlicher Zusammenhalt sichtbar. Referent*innen unterschiedlicher Disziplinen gaben Einblick in ihre Methoden und teilten Erfahrungen aus ihrer Praxis.

Die Veranstaltung wurde gestreamt, per Live-Chat konnten sich Teilnehmende mit Fragen und Kommentaren einbringen.

Veranstaltungsdetails


Referenten und Referentinnen

Tanja Godlewsky

Designerin, Lehrbeauftragte am Institut für Pop-Musik der Folkwang Universität der Künste, Gründungsmitglied des international Gender Design Networks (iGDN)

Gender, Design und Nachhaltigkeit – das Dickicht lichten

Mit seiner umfassenden Verbreitung prägt Design Verhaltensweisen, Werte und Normen der Nutzer*innen und ganzer Gesellschaften, auch ohne dass diese sich dessen überhaupt bewusst werden. In der professionellen Debatte wird gutes Design meist durch Nachhaltigkeit, Funktionalität und Nutzerorientierung geprägt – die Bedeutung von Gender wird aber oft vernachlässigt. Genderaspekte und deren Wirkung sind in den meisten Unternehmen kaum reflektiert, was sich in deren Produktentwicklung aber auch in Prozessen, Services und Unternehmenskommunikation widerspiegelt. Häufig wird die Thematik als feministische Randerscheinung belächelt, dabei ist Gender Design wichtig für die Gestaltung einer gerechten und zukunftsfähigen Gesellschaft. Im Vortrag werden Wege aufgezeigt und gendersensible Beispiele aus der Praxis beleuchtet.

Tanja Godlewsky ist Designerin und gestaltet als freie Kreativdirektorin Lösungen in den Bereichen Brand und Corporate Design. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Design und Pop-Musik sowie Genderfragen im Design. Sie vermittelt ihr interdisziplinäres Verständnis von Design und seiner Verantwortung in der Lehre an verschiedenen Hochschulen und in Workshops und Vorträgen.

Prof. Dr. Caroline Günther

Architektin, Professur für Barrierefreies Planen und Bauen und Gebäudekunde; Studiengangsleiterin Masterstudiengang Inclusive Design – Inklusive Architektur

Caroline Günther ist Professorin an der Frankfurt University of Applied Sciences im Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen und Geomatik. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit den Themen Inklusion und Barrierefreies Planen und Bauen, Inklusive Städte und Heilende Architektur. Sie ist Mitglied der Geschäftsstelle des Forschungszentrums FUTURE AGING und Mitglied des Frankfurter Forschungsinstituts für Architektur / Bauingenieurwesen / Geomatik (FFin). Ihre Forschungsschwerpunkte sind räumliche und typologische Entwicklung der inklusiven Planung, Raumwahrnehmung, Mensch und Raum, Emotionale Räume, demografische Entwicklungen und bauliche Strukturen für das Wohnen im Alter.

Juliane Kühr

Produktdesignerin, German Design Graduates Award 2023: Preisträgerin der Kategorie Inklusion

Inklusion durch Design

Anhand ihres Entwurfsprozesses zeigt die Designerin in ihrem Vortrag beispielhaft gestalterische Handlungsprinzipien auf, mit denen inklusiv gestaltet und gesellschaftliche Teilhabe für alle gefördert werden können.

Juliane Kühr ist Produktdesignerin und verfolgt einen Gestaltungsansatz, der vielfältige Perspektiven in den Designprozess einbezieht. Für sie ist Design ein Werkzeug, mit dem eine gerechte und inklusive Gesellschaft gestaltet werden kann. Kühr entwickelt zukunftsorientierte Konzepte, die bestehende gesellschaftliche Normen hinterfragen. Ihr Projekt „Vruit“ spiegelt diesen Ansatz wider: Das Sextoy bietet vor allem für queere und alleinstehende Menschen eine Alternative zur künstlichen Befruchtung durch ärztliche Assistenz.

Barbara Lersch

Leitung operativer Stiftungsprojekte, Programm- und Förderreihen und Hans Sauer Preis, Hans Sauer Stiftung

Können Partizipation und die Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven dazu beitragen, dass sich unsere Gesellschaft nachhaltig und sozial transformiert?

Das social design lab der Hans Sauer Stiftung beschäftigt sich in verschiedenen Kontexten mit dieser Fragestellung. Unter anderem beteiligt es sich an einem Forschungsprojekt, das sich mit der nachhaltigen, städtischen Mobilität der Zukunft beschäftigt. So wurde im Rahmen dieses Projekts eine Straße in München für einen Sommer verkehrsberuhigt – hierbei hat das social design lab bei der Entwicklung der Teilhabestrategie beraten und bei der Umsetzung unterstützt.
Barbara Lersch stellt diesen Prozess mit seinen Herausforderungen, Chancen, aber auch dahinter liegenden Überlegungen und theoretischen Ansätzen aus Design vor. Auch widmet sie sich in ihrem Impulsbeitrag weiteren Projekten des Labs, die das Ziel verfolgen, Gesellschaft zu gestalten.

Barbara Lersch arbeitet seit mehreren Jahren bei der Hans Sauer Stiftung in München als Leitung operativer Stiftungsprojekte. Sie ist soziale Innovatorin und beschäftigt sich mit den sozialen Auswirkungen der zugrundeliegenden Prozesse und deren Auswirkungen in verschiedenen Bereichen wie Stadtentwicklung, soziale Architektur, soziales Design und Kreislaufwirtschaft. Mit ihrer Arbeit versucht sie unter anderem, Brücken zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu schlagen.

Kai Rosenstein

Gründer von KRDK | Kai Rosenstein Designkultur

Neue Deutsche Kultur: Unzählige Dimensionen, ganz viele Ps und eigentlich nur ein Ziel

Nachhaltig, divers, postmigrantisch, intersektional – die aktuelle Kultur- und Gesellschaftsdebatte bietet viele Begriffe, die einerseits eine hohe Relevanz haben, aber andererseits oft theoretisch abstrakt bleiben. Wichtig ist aber doch, wie wir diese Begriffe mit Inhalt und Leben füllen können: Aufgrund seiner langjährigen Arbeit im Theater bietet Kai Rosenstein in seinem Vortrag Einblicke in die Theaterpraxis und nimmt entsprechende Einordnungsversuche vor.

Kai Rosenstein gründete 2010 die Agentur KRDK | Kai Rosenstein Designkultur, die Institutionen in der Kulturkommunikation berät. Mit ähnlichen Aufgaben leitete er von 2019 bis 2023 den Bereich Kommunikation am Staatstheater Darmstadt. Rosenstein ist zudem als Dozent, Referent und Experte im Designbereich tätig und war Initiator der Plattform „social design archive“. Er gehört dem Deutschen Werkbund Hessen an.

Foto: Nathalie Zimmermann


Grusswort: Lutz Dietzold

Geschäftsführer Rat für Formgebung

Lutz Dietzold ist seit 2002 Geschäftsführer des Rat für Formgebung. Zuvor war er selbstständig in der Designkommunikation tätig und verantwortete als Geschäftsführer des hessischen Designzentrums die strategische Neuausrichtung der Designförderung.

Grusswort: Rolf Krämer

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

Rolf Krämer leitet das Referat Start-Ups, Kultur- und Kreativwirtschaft im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen.


Moderation: Stephan Ott

Director Institute for Design Research and Appliance – IfDRA

Stephan Ott ist der Leiter des Institute for Design Research and Appliance (IfDRA). Das beim Rat für Formgebung angesiedelte Institut wurde 2020 mit dem Ziel gegründet, allen Bereichen der Designforschung ein Forum zu bieten. Das IfDRA sieht sich in diesem Sinne als Schnittstelle sowie als Kooperations- und Netzwerkpartner für Workshops, Konferenzen und Forschungsprojekte. Stephan Ott hat die Konferenz bereits 2022 moderiert.


Rückblick Konferenz 2022

„Wo steht die deutsche Designbranche in Prozessen sozialer Nachhaltigkeit heute?“

Erst wenn ökologische, wirtschaftliche und soziale Maßnahmen gleichzeitig und gleichberechtigt ineinandergreifen, sind die Voraussetzung für eine allumfassende soziale Nachhaltigkeit erfüllt. In der von der UN formulierten „Agenda 2030“ werden weitere entscheidende, universelle Prinzipien, die ein gerechtes und nachhaltiges Leben einfordern, ausdifferenziert. Eine nachhaltige Entwicklung all dieser eng miteinander verbundenen Aspekte ist für eine zukunftsfähige Gesellschaft unabdingbar. 

In nahezu allen Bereichen werden initial Designprozesse angewendet – Designer*innen wird eine maßgebliche Aufgabe und ein entscheidender Einfluss in der Gestaltung einer nachhaltigen Welt der Zukunft zuteil. Die von ihnen entwickelten Services und Produkte bestimmen maßgeblich, wie wir unser Leben organisieren und unsere Umwelt wahrnehmen, in welcher Weise wir daran teilhaben und ob wir gleichberechtigt Zugang haben.

Während Wirtschaft und Ökologie häufig im Mittelpunkt der Diskussionen um eine nachhaltige Zukunft steht, gerät der Faktor Soziales, darunter Diversität, Zugang und Inklusion, Chancengleichheit und kulturelle Entwicklung, schnell in den Hintergrund. Dabei kann soziale Nachhaltigkeit nur gelingen, wenn von Beginn des Designprozesses mitgedacht wird.

Der Fokus der Konferenz 2022 spannte einen großen Bogen von Themenfeldern wie Anti-Rassismus und Dekolonialisierung, Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion. Allen Vorträgen lag die Frage zugrunde „Wo steht die deutsche Designbranche in Prozessen sozialer Nachhaltigkeit heute?“. Die Veranstaltung fand am 13. Dezember 2022 in der Evangelische Akademie in Frankfurt am Main statt.

Die Speaker 2022:

Prof. Dr. Tom Bieling, Professor für Designtheorie HfG Offenbach – "Design als Teil der Lösung und des Problems"
Prof. Dr. Esin Bozyazi, Vize Präsidentin des Instituts für Soziale Nachhaltigkeit e.V., Professorin (IU) – "Soziale Nachhaltigkeit und digitale Transformation"
Christine Fehrenbach, Designerin und Unternehmerin – Gender Design - die nächste Zukunft?"
Prof. Nikolaus Hafermaas, Managing Partner, Creation | Graft Brandlab – "Ey Alter! Intergenerational Design als Kulturwandel."
Mathias Knigge, Inhaber Büro für Inklusion & demografiefeste Lösungen – "Barrierefreie Zugänglichkeit im Design für Alle – attraktive Mehrwerte statt defizitorientierte Speziallösungen"
Rolf Krämer, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen
Deborah Krieg, Bildungsreferentin der Bildungsstätte Anne Frank – "Rassismen. Gestalten. Welt."

Moderation: Stefan Ott, Director Institute for Design Research and Appliance – IfDRA | Rat für Formgebung